Physiognomie als Zeichen. Die Rezeption von Charles Le Bruns Mensch-Tier-Vergleichen um 1800
Thomas Kirchner
Kirchner, Thomas, "Physiognomie als Zeichen. Die Rezeption von Charles Le Bruns Mensch-Tier-Vergleichen um 1800", dans Gersmann, Gudrun / Kohle, Hubertus (éd.), Frankreich 1800. Gesellschaft, Kultur, Mentalitäten, Stuttgart, 1990, p. 34-48.
Extrait de l’article
Die Kunstgeschichte nimmt im allgemeinen etwas irritiert zur Kenntnis, daß Charles Le Bruns Studien zur Physiognomik erst 1806 zusammenhängend publiziert wurden, lag doch sein ’Traite des passions’ - zwar auch erst nach dem Tode des Autors - immerhin bereits 1698 in einer ersten Auflage vor. Wie dem Leidenschaftsausdruck; hatte Le Brun auch der Physiognomik eine Studie gewidmet, die er in der ’Academie Royale de Peinture et de Sculpture’ 1668 im Rahmen der ’Conferences’ vortrug. In thematischem Zusammenhang mit dieser Untersuchung ist eine große Anzahl von Zeichnungen entstanden, die nach dem Tode des Künstlers in den Besitz des Königs übergingen. Die Blätter lassen sich in Anlehnung an die Aussagen von Le Bruns Schüler Nivelon, der zur Entstehungszeit der ’Conference’ in Le Bruns Atelier arbeitete, in vier Gruppen unterteilen: antike Büsten, Köpfe mit freigelegten Muskeln, Tierköpfe und menschliche Physiognomien, die einen Bezug zu solchen aus der Tierwelt aufweisen. Zuletzt genannte Gruppe macht den bei weitem größten Teil des Konvolutes aus.