Butz, Reinhardt/Hirschbiegel, Jan (éd.) : Hof und Macht. Dresdener Gespräche II zur Theorie des Hofes (= Vita curialis. Form und Wandel höfischer Herrschaft)
Andreas Bihrer
Andreas Bihrer, "Rezension von : Reinhardt Butz / Jan Hirschbiegel (Hgg.) : Hof und Macht. Dresdener Gespräche II zur Theorie des Hofes", dans sehepunkte 8 (2008), Nr. 9 [15.09.2008], URL : <http://www.sehepunkte.de/2008/09/14...>
Extrait du compte rendu
Beinahe alle politischen und gesellschaftlichen Phänomene erklärte man in den 1970er Jahren in Deutschland mit Machtstrukturen, öffentliches und privates Handeln wurde in vielen Bereichen als Ausübung von Macht verstanden. In den Gesellschaftswissenschaften hatte in dieser Zeit die Soziologie die Meinungsführerschaft übernommen, Vertreter dieses Fachs untermauerten dieses Erklärungsmodell durch zahlreiche Theorien zur Macht. Mit der verstärkten Hinwendung zu kulturwissenschaftlichen Fragestellungen ab den 1980er Jahren ist das Phänomen der Macht immer mehr in den Hintergrund getreten. Bei der Analyse von historischen Formationen und Institutionen wird seitdem dem Aspekt der Macht oftmals nur noch ein geringes Gewicht eingeräumt. Ein Tagungsband zum Thema "Hof und Macht" möchte die Beziehung von Institution und Macht wieder stärker ins Bewusstsein rücken.
Reinhardt Butz und Jan Hirschbiegel hatten 2001 bei einem ersten "Dresdener Gespräch" zur "Theorie des Hofes" dazu eingeladen, sich dem Phänomen Hof über verschiedene theoretische Ansätze unterschiedlicher Fachdisziplinen zu nähern.[1] Das zweite "Dresdener Gespräch" im Jahr 2004 konzentrierte sich auf den Aspekt "Hof und Macht". Die Beiträge liegen jetzt als erster Band der neuen Reihe "Vita curialis" gedruckt vor. Dieses Publikationsorgan ist als Pendant zur Reihe "Vita regularis" zu verstehen, die monastischen Gemeinschaften gewidmet ist. Die Reihe "Vita curialis" soll interdisziplinär, interkulturell und theoriegeleitet ausgerichtet sein und damit eine andere Schwerpunktsetzung aufweisen als die etablierte Reihe der deutschen Hofforschung, die unter dem Titel "Residenzenforschung" firmiert. Vier Fallbeispiele aus dem mitteleuropäischen Mittelalter und der Frühen Neuzeit und drei Vergleichsfälle zu außereuropäischen Themen wurden in Dresden diskutiert. Ergänzt werden diese Beiträge durch einen kurzen Artikel über soziologische Positionen zum Phänomen der Macht von Karl-Siegbert Rehberg, einen einleitenden Beitrag Jan Hirschbiegels und eine pointierte Zusammenfassung Werner Paravicinis.