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Die Belagerung des Thrones. Machtstrukturen und Karrieremechanismen am Hof von Frankreich 1661–1789

Leonhard Horowski

Horowski, Leonhard, Die Belagerung des Thrones. Machtstrukturen und Karrieremechanismen am Hof von Frankreich 1661–1789, Ostfildern (Thorbecke) 2012, (Beihefte der Francia, 74) ISBN 978-3-7995-7465-5.

Ouvrage numérisé

Man kann die Geschichte des Hofes von Versailles als die Geschichte dreier Könige erzählen, aber man muss es nicht. Der 10. März 1661 war der erste Tag, an dem die Sonne über einem Land aufging, das nach dem Tode des allmächtigen Kardinals Mazarin nunmehr alleine von Ludwig XIV. regiert werden sollte, aber es war zugleich auch der Tag, an dem dieser König in einer seiner ersten selbständigen Entscheidungen ein elfjähriges Kind zum Kommandanten der wichtigsten Leibgarde ernannte. Der junge Comte d’Ayen wuchs an der Seite des Königs auf, folgte seinem Vater als Duc de Noailles und wurde Marschall von Frankreich; seine Frau gebar ihm in 23 Jahren 21 Kinder und regierte diese Familie, die unter ihr zur mächtigsten des Hofes aufstieg, bis zu ihrem Tod im Alter von 92 Jahren. So stand, nachdem der älteste Sohn 1707 dem Vater als Chef der Leibgarde nachgefolgt war, am Anfang der Regierungszeit Ludwigs XV. eine Wiederholung dessen, was 1661 geschehen war; am 2. Februar 1718 »ernannte« der selbst noch keine acht Jahre alte König den vier Jahre alten Noailles-Enkel, der natürlich wieder Comte d’Ayen hieß, zum Amtsnachfolger seines Vaters an der Spitze der schottischen Kompanie der Leibgarde. Schließlich bestieg mit Ludwig XVI. 1774 der letzte der Könige von Versailles den Thron und verlieh am 19. Tag seiner Regierung Ayens Neffen, dem Prince de Poix, für eine weitere Kompanie der Leibgarde dasselbe Nachfolgerecht, das sein Onkel 1718, dessen Sohn 1758 und ihr Urgroßvater 1661 erhalten hatten.

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