Das französische Präzedenzstreben im Zeitalter Ludwigs XIV. Diplomatische Praxis – zeitgenössische französische Publizistik – Rezeption in der frühen deutschen Zeremonialwissenschaft
Michael Rohrschneider
Michael Rohrschneider, "Das französische Präzedenzstreben im Zeitalter Ludwigs XIV. Diplomatische Praxis – zeitgenössische französische Publizistik – Rezeption in der frühen deutschen Zeremonialwissenschaft", Francia 36 (2009)
Extrait de l’article
In seinem erstmals 1706, in erweiterter Auflage dann 1709 erschienenen Werk »Theatrvm Præcedentiæ« weist der brandenburg-preußische Hofrat Zacharias Zwantzig († 1716) auf einen Sachverhalt hin, der eine fundamentale Veränderung der traditionellen Ordnungsvorstellungen in der frühneuzeitlichen société des princes markiert. Zwantzig schreibt:
[...] so ist es doch nunmehro über ein seculum her dahin gekommen / daß kein König oder gecröntes Haupt dem andern im rang und præcedentz etwas nachgeben / weniger ihm nachgehen will. Dann es wollen selbige ihren rang unter sich nicht mehr nach der antiqvität ihrer königreiche / königlichen herrlichkeit und namens / noch nach der puissance ihrer reiche oder vielheit und vermögen ihrer lande / sondern bloß nach der Königlichen autorität / würde und souverainität abmessen / als welche keine distinction leidet / sondern iedem / welcher selbige als ein gecröntes Haupt hat / gebrauchet und exerciret / es seye nun solche königl[iche] dignität und souverainität jünger oder älter als des andern Königes / einen gleichen caracter / ehre und prærogative geben solle.