Normen, Recht, Rituale und Macht
Claude Gauvard, Alain Boureau, Robert Jacob
Claude Gauvard / Alain Boureau / Robert Jacob ; en coopération avec Charles de Miramon, "Normen, Recht, Rituale und Macht", dans Trivium, n° 2 (2008).
Extrait de l’article
Die Erforschung der Normen und ihres Zusammenhangs mit der Geschichte des Mittelalters erfährt in Frankreich derzeit eine tiefgreifende Erneuerung. Die von den Organisatoren dieses Treffens vorgenommene Pluralbildung »Normen« sowie die Verwendung des Begriffs »Norm« anstelle von »Recht« zeigen sogleich die Blickrichtung der französischen Historiographie. Es geht darum, einen Pluralismus der Verhaltenscodici ins Auge zu fassen, deren Ausdruck sich nicht auf die schriftlichen Formen des gelehrten Rechts – sei es des römischen Rechts, des kanonischen Rechts oder des Gewohnheitsrechts – beschränkt. Es geht auch darum, diesen Pluralismus unter den verschiedenen Aspekten seiner Entstehung, die das Wort »Norm« selbst schon evoziert, zu betrachten, meint es doch gleichzeitig das transzendente, unumstößliche Gesetz und die Prinzipien, deren Inhalt eine moralische Konnotation haben kann. Schließlich muß dieser Pluralismus auch an das gebunden werden, was die Autorität der Normen ausmacht, das heißt die Bestrafung im Fall einer Umgehung oder Nicht-Beachtung der Normen, gleich ob die Bestrafung von öffentlichen Instanzen oder privater Initiative ausgeht. Diese breite Untersuchungsebene macht die Fragestellung ergiebig, aber auch beschwerlich.