Perspektiven der Adelsforschung
W. Demel
W. Demel, "Perspektiven der Adelsforschung", in Beihefte der Francia, Discussions 2, 2009, (en ligne : http://www.perspectivia.net/content/publikationen/discussions/2-2009/demel_perspektiven).
Extrait du texte
Adelsforschung hat Konjunktur. Das ist zum Ersten eine Folge der vertrauten Erscheinung, dass irgendwann einmal alle Themenbereiche »abgegrast« erscheinen. Innerhalb der Sozialgeschichte, so könnte man salopp sagen, war eben, nach der Arbeiterschaft und dem Bürgertum, auch irgendwann einmal der Adel dran, wenn es um die Suche nach neuen Dissertationsthemen ging. Zum Zweiten sind die Einflüsse aus der Bürgertums- bzw. der Elitenforschung zu beachten, einerseits schon wegen der Frage der Abgrenzung (was ist eigentlich »bürgerlich« am Bürgertum?), andererseits aufgrund der Tatsache, dass der Adel als Elite – jedenfalls außerhalb Frankreichs – über die sogenannten Sattelzeit hinweg eine größere Kontinuität aufzuweisen scheint als das Bürgertum. Aus sozialhistorischer Perspektive eignet er sich daher besonders gut, die traditionelle Trennlinie zwischen Frühneuzeit und Neuester Zeit in Frage zu stellen. Zum Dritten aber signalisieren, jedenfalls in Deutschland, neuerdings zahlreiche Ausstellungen zum Thema »Adel« ein Publikumsinteresse, das natürlich auch der Forschung zugute kommt und sich in diversen Katalogen und Tagungsbänden niederschlägt.