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Von der Klostergrablege zur Fürstengruft. Die Gräber der Herrscher des Hauses Savoyen zwischen Mittelalter und Renaissance

Laurent Ripart, Bernard Andenmatten

Laurent Ripart et Bernard Andenmatten, “Grablegen der Grafen von Savoyen", Mitteilungen der Residenzen-Kommission, vol. 13, 1, 2003.

Extrait de l’article

Wie die meisten Herrscherhäuser des Spätmittelalters hatte auch das Haus Savoyen eine Familiengrablege: die Zisterzienserabtei Hautecombe am Ufer des Lac du Bourget. Seit dem 13. Jahrhundert fanden hier die Angehörigen des Hauses ihre letzte Ruhestätte. Starb ein Herrscher, so wurde sein Leichnam feierlich nach dieser Abtei überführt, bisweilen aus weiter
Ferne. Graf Amadeus V. etwa starb am Sonntag, dem 16. Oktober 1323, am Papsthof von Avignon und wurde nach einer Reise von elf Tagen am 27. Oktober in Hautecombe bestattet. Die Überführung seines Sohnes Eduard, der in seiner Pariser Residenz Gentilly am 4. November 1329 starb, dauerte 18 Tage. Die Heimführung Graf Amadeus‘ VI. dauerte noch länger: Er starb am 1. März 1383 auf einem Feldzug in San Stefano bei Campobasso in Süditalien;
nach einer langen und beschwerlichen Reise über Land und Meer, während derer mehrere Mitglieder des gräflichen Gefolges starben, konnte er schließlich mehr als zwei Monate später am 7. Mai in Hautecombe bestattet werden. Nach dem Beispiel zahlreicher anderer Herrscherhäuser des Hochmittelalters schuf das Haus Savoyen, dessen einzelne Länder sich damals zu einem einheitlichen Staat umbildeten, um diese letzte Reise des Herrschers ein großes Staatsrituell. Diese Reise war gleichsam eine letzte Herrscherankunft und wurde durch ein bis ins Einzelne festgelegtes Zeremoniell geregelt, das einem Modell folgte, welches im Gefolge Ernst Hartwig Kantorowicz‘ von vielen Historikern untersucht worden ist. Sehr deutlich sieht man dies bei der Überführung Graf Amadeus‘ VI. aus Süditalien nach Savoyen. Während der ersten Wochen der Überführung wurde der Sarg ganz einfach in den Herbergen abgestellt, wo der Trauerzug übernachtete.
Sobald man jedoch in den vom Haus Savoyen beherrschten Landen war, wurde der Sarg feierlich in den Kirchen der Orte, in denen der Zug Halt machte, aufgestellt.

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