Königspfalz und Herrschaftspraxis im 10. und frühen 11. Jahrhundert
Thomas Zotz
Zotz, Thomas, "Königspfalz und Herrschaftspraxis im 10. und frühen 11. Jahrhundert", dans Blätter für deutsche Landesgeschichte 120 (1984), S. 19-46.
Extrait de l’article
Als sich die sächsischen Fürsten Ende Juni 1073 auf Weisung Heinrichs IV. in Goslar zur Beratung mit ihm einfanden, fühlten sie sich nach der Darstellung in Brunos Sachsenkrieg durch das Verhalten des Königs — er ließ die Fürsten einen ganzen Tag lang vor den verschlossenen Türen der Pfalz vergeblich warten — derart brüskiert, daß sie beschlossen, auf einer eigenen Versammlung über die Bedrohung ihrer Freiheit zu beratschlagen. So kamen sie wenig später in der villa Hokinesleve zusammen, die von der jüngeren Forschung nur unter Vorbehalt mit Hötensleben im Kreis Haldersleben, wenige Kilometer südöstlich des in der Karolingerund Ottonenzeit mehrmals als königlicher Aufenthaltsort dienenden Schöningen, gleichgesetzt wird. Die geringe Bedeutung des Platzes haben offenbar auch die Teilnehmer jener Versammlung registriert; Bruno jedenfalls gibt die Verwunderung mancher Anwesender darüber wieder, warum eine so große und wichtige Zusammenkunft an einem kleinen Ort stattfand. Und in der Tat sind sonst andere, gewichtigere Plätze sächsischer Versammlungen bekannt, etwa Frohse südlich Magdeburg und vor allem die Werla, beides Orte, die königliche Regierungsstätten von Rang waren.